Der Wohnungsmarkt steht Kopf: Während die Immobilienpreise fallen, steigen die Mieten. Umso besorgter blicken wir in die Zukunft: Wie soll es weitergehen?
Immobilienpreise sinken & Mieten steigen: Wie geht es weiter?
Christoph Doering
Immobilienmakler
Letztes Update: 22. Dezember 2023
Lesedauer: 3 Minuten
Der Wohnungsmarkt steht Kopf: Während die Immobilienpreise fallen, steigen die Mieten. Umso besorgter blicken wir in die Zukunft: Wie soll es weitergehen?
Niedrigere Kaufpreise, höhere Mietpreise
Der Immobilienboom neigt sich dem Ende. Schenken wir aktuellen Studien Glauben, so stagnieren die Kaufpreise für Wohnungen und Häuser. Teilweise gehen sie sogar zurück.
Besonders große Skepsis lösen die aktuellen Zahlen des Verbands deutscher Pfandbriefbanken (vdp) aus, der vierteljährlich die Entwicklung der Immobilienpreise ermittelt. Das Ergebnis: Im Vergleich zum vierten Quartal von 2022 und dem drittel Quartal sind die Preise für Wohneigentum spürbar gefallen. Schon im dritten Quartal letzten Jahres hat sich der Abwärtstrend abgezeichnet. Umso weniger überrascht Experten die Entwicklung im vierten Quartal: Insgesamt sind die Wohnungs- und Hauspreise deutschlandweit um durchschnittlich 1,8 Prozent gefallen. Noch stärker trifft es die deutschen Großstädte. Hier sind Einbußen von bis zu 2,0 Prozent zu beobachten. Den stärksten Rückgang verzeichnet Frankfurt, den schwächsten Rückgang Berlin.
Kann man den Zahlen des vdp Vertrauen schenken? In der Tat, laut Expertenmeinung gelten die Zahlen des Verbands deutscher Pfandbriefbanken als besonders verlässlich und aussagekräftig. Der Grund: Die Studien beruhen nicht auf Immobilienangeboten. Sie beruhen auf tatsächlich abgewickelten Käufen. Hinzu kommt die Breite der Datenbestände. Mehr als 700 Kreditinstitute liefern für die Studie Daten.
Keine Billigangebote auf dem Immobilienmarkt
Trotz der jüngsten Preisrückgänge kann auf dem Immobilienmarkt noch lange keine Rede von Billigniveau sein. Schließlich war das Preisniveau Ende 2022 wegen der massiven vorigen Preisanstiege immer noch spürbar höher als Ende 2021.
Auch die deutlich gestiegenen Zinsen für Immobilienkäufe sind nicht zu unterschätzen. Wer kauft, muss für seine Kredite tief in die Tasche greifen. Verständlich, dass im Dezember 2022 die Zahl der Immobilienfinanzierungen auf ein neues Niedrigniveau gesunken ist. So wenig Immobilienfinanzierungen wie Ende 2022 hat es in den letzten 12 Jahren nicht mehr gegeben.
Rasant steigende Mietpreise
Schlechte Neuigkeiten hat die vdp-Auswertung für Mieter, die sich aktuell nach neuen Mietobjekten umsehen: Die Neuvertragsmieten haben merklich zugelegt. Im vierten Quartal von 2022 sind die Mietpreise im Vergleich zum dritten Quartal deutschlandweit um bis zu 1,9 Prozent gestiegen. Das macht 6,5 Prozent mehr als noch im Vorjahr.
Die steigenden Mietpreise deuten allerdings keine Trendwende an. Das Gegenteil ist der Fall: Noch immer hinkt Deutschland im Neubau für Mietobjekte spürbar hinterher. So besteht weiterhin eine hohe Nachfrage bei einem viel zu geringen Angebot. Die Konsequenz: Die Mieten steigen weiter.
Ursprünglich wollte die Bundesregierung 400.000 neue Wohnungen pro Jahr bauen. 2022 hat sie dieses Ziel klar verfehlt. Lediglich 250.000 neue Wohnungen sind entstanden.
Experten sehen allerdings noch einen zweiten Grund für die stark steigenden Mietpreise. Wegen der hohen Zinsen schrecken immer mehr Menschen vor dem Immobilienkauf zurück. Stattdessen interessieren sie sich für Mietobjekte. Und je größer das Interesse für Mietobjekte, desto höher die Nachfrage und desto höher die Kosten.